Spiegel im Spiegel. Estnische und deutsche Kunst in Dresden und Tallinn
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- May 28
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By Gleb Konkin-von Serebrowski
Am 7. Mai wurde die Ausstellung „Spiegel im Spiegel“ feierlich eröffnet – ein bedeutendes Ereignis für Dresden und Tallinn gleichermaßen. Es handelt sich nicht nur um das erste Kooperationsprojekt der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und des Estnischen Kunstmuseums in Tallinn (KUMU), sondern auch, wie Generaldirektor der SKD Bernd Ebert betonte, um die größte Ausstellung deutscher Kunst in Estland – sowie die umfangreichste Präsentation estnischer Kunst in Deutschland.
Die Anreise des estnischen Staatspräsidenten Alar Karis in Begleitung einer großen Delegation unterstrich die herausragende Bedeutung dieser kulturellen Zusammenarbeit. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer war anwesend - ein starkes Zeichen für die guten und freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern und die Wichtigkeit gemeinsamer Kulturprojekte.
Marion Ackermann, Generaldirektorin der SKD, engagiert sich seit Jahren intensiv für die Regionen Ost- und Mitteleuropa. Merit Kopli, Kulturattachée Estlands und stellvertretende Vorsitzende des Deutsch-Baltischen Kulturwerks, und Dr. Kadi Polli, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin des KUMU, verfolgen das gemeinsame Ziel, Vertrauen zu schaffen und Partnerschaften durch Kunst zu stärken. Die Ausstellung „Spiegel im Spiegel“ bietet in diesem Kontext ein eindrucksvolles Bildungsangebot: Sie ermöglicht eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Geschichte Estlands, den Auswirkungen kolonialer Machtstrukturen, sowie mit Thematiken wie gemeinsame Vergangenheit, Expressionismus, „Dekadenz“ und Fin de Siècle, Nachkriegsgesellschaft und Neue Sachlichkeit sowie kulturelle Identität, in Begleitung moderner und zeitgenössischer Kunstpositionen.
Über nahezu 700 Jahre erstrecken sich die kulturellen Verflechtungen zwischen Estland und dem deutschen Raum – von der Hansezeit über die deutsch-baltische Adelsgesellschaft bis hin zur sowjetischen Kulturpolitik und Überwachung. Dies betrifft unter anderem auch unterschwellige Kommunikationsformen – das „versteckte Sprechen“ durch Symbole, wie es auch in der Deutschen Demokratischen Republik bekannt war. Auch historische, klischeehafte Bildmotive, wie „drei baltische Schwestern” unter Aufsicht des deutschen Gutsherrn, werden kritisch hinterfragt. Diese historischen Dimensionen greift die Ausstellung auf und schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Werke zeigen wechselseitige künstlerische Einflüsse und spiegeln die komplexe Beziehung beider Länder wider.
Zentraler Bestandteil der Ausstellung ist die Gegenüberstellung von originalen Notenblättern von Arvo Pärt – ein Werk dessen verleiht der Ausstellung ihren Titel – mit den Bildwelten von Gerhard Richter; Der "Birkenau-Zyklus" Richters ist Pärt gewidmet. Anwesend bei der Eröffnung war auch Pärts Sohn, dessen Vater dieses Jahr seinen 90. Geburtstag feiert.
Marion Ackermann betonte, dass sie bei einem Besuch in Estland vor einigen Jahren erkannte, dass das Projekt deutlich größer werden würde, als ursprünglich geplant. Erwähnt wurde auch der historische Kontext Livlands – das Gebiet des heutigen Estlands und Lettlands – und die große Bedeutung dessen für die Kultur der Deutsch-Balten. Unter dem Motto Ackermanns „Alle Macht der Imagination“ zählt auch Spiegel im Spiegel nun zu einem Leuchtturmprojekt europäischer Kulturkooperation. Im Herbst dieses Jahres wird die zweite Version der Ausstellung in Tallinn eröffnet. Während in Dresden der Fokus stärker auf estnischer Kunst liegt, wird in Estland der Blick vermehrt auf deutsche Kunst gerichtet sein – ein künstlerischer Dialog auf Augenhöhe.