top of page

Zusammenfassung der Umfrage „Deutschland in den Augen der Litauer“

  • it-supportdbjw
  • vor 2 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Am 6. Juni 2025 wurden im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse der Umfrage „Deutschland in den Augen der Litauer“ vorgestellt. Die Umfrage wurde im April 2025 von dem Meinungsforschungsinstitut „Baltijos tyrimai“ im Auftrag der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Vilnius durchgeführt. Befragt wurden über 1.070 Personen ab 15 Jahren aus Städten, Kleinstädten und ländlichen Regionen in ganz Litauen. Die statistische Fehlermarge beträgt bis zu 3 Prozent.


Laut Rasa Ališauskienė, der Leiterin von „Baltijos tyrimai“, handelt es sich um die umfassendste Umfrage in Litauen über ein anderes Land. Die Ergebnisse seien erfreulich: Die Litauer interessieren sich stark für die Zusammenarbeit zwischen Litauen und Deutschland, viele verfügen über persönliche Kontakte, und es besteht ein ausgeprägter Wunsch, die bilateralen Beziehungen weiterzuentwickeln. In Litauen sind zahlreiche deutsche Organisationen und Unternehmen aktiv.

 

Positives Deutschlandbild

Insgesamt 79 Prozent der Befragten haben eine positive Meinung über Deutschland (22 Prozent sehr positiv, 57 Prozent eher positiv). Besonders positiv ist das Bild bei den jüngeren Befragten im Alter von 15 bis 28 Jahren. Zu den häufig genannten positiven Eigenschaften der Deutschen zählen: Ordnung, saubere Städte, Genauigkeit, Fleiß, Regelbewusstsein, Verantwortungsbewusstsein sowie hochwertige Produkte.


Negative Eigenschaften wurden nur von rund 8 Prozent der Befragten genannt. Dazu gehören: übermäßige Förmlichkeit, Verschlossenheit, Arroganz oder Gleichgültigkeit. Fast die Hälfte der Befragten sieht jedoch überhaupt keine negativen Eigenschaften bei den Deutschen.

 

Wunsch nach stärkerer Zusammenarbeit

43 Prozent der Litauer wünschen sich eine intensivere Zusammenarbeit mit Deutschland, 41 Prozent halten das bestehende Niveau für ausreichend. Als wichtigste Kooperationsfelder wurden genannt: Wirtschaft und Handel, Sicherheit und Verteidigung, Außenpolitik, Bildung und Wissenschaft.


Litauen kann seinerseits Deutschland etwas bieten – insbesondere in den Bereichen Handel, Tourismus, Russland-Expertise, Technologie und Innovation.

 

Deutschlands Rolle in Europa

Für 79 Prozent der Befragten ist die deutsche Wirtschaft für Litauen von großer Bedeutung. In Bezug auf die Rolle Deutschlands in der EU wird vor allem dessen wirtschaftliche Stärke hervorgehoben. Weitere zentrale Aspekte: Deutschland als verlässlicher Partner für kleinere Staaten in Sicherheitsfragen sowie als Vertreter einer werteorientierten Politik.


Hohe Zustimmung zur deutschen Brigade in Litauen

77 Prozent der Befragten wissen von der Stationierung der deutschen Brigade in Litauen, und 72 Prozent sehen sie positiv – besonders junge und gebildete Menschen. Der Hauptgrund für diese Unterstützung ist die erhoffte Sicherheitsgarantie und Abschreckung gegenüber Russland.

 

Persönliche Kontakte und Sprachbarrieren

41 Prozent der Befragten waren bereits in Deutschland – am häufigsten Personen zwischen 30 und 60 Jahren. 44 Prozent waren 2–5 Mal dort, 40 Prozent einmal, 6 Prozent reisen jährlich nach Deutschland.


Die Deutschkenntnisse in Litauen sind jedoch nach wie vor gering. Nur 6 Prozent sprechen gut Deutsch, 70 Prozent sprechen die Sprache gar nicht. Immerhin 24 Prozent der Befragten – vor allem junge Menschen oder solche mit deutschen Kontakten – möchten Deutsch lernen. Hauptgründe: Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland, deutsche Unternehmen in Litauen, Studienmöglichkeiten in Deutschland.

 

Stimmen aus der Pressekonferenz

Dr. Cornelius Zimmermann, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Litauen, betonte, dass die Umfrage sehr aufschlussreich sei und die Arbeit der Botschaft künftig prägen werde. Deutschland werde in Litauen als stark, modern und verlässlich wahrgenommen – als ein Partner, dem man vertrauen kann. Die deutsche Sprache spiele eine zentrale Rolle; es sei wichtig, gemeinsam mit litauischen Partnern neue Impulse für das Deutschlernen zu setzen. Auch wolle man die litauische Seite aktiv in die Pflege der bilateralen Beziehungen einbinden – insbesondere durch die Förderung von Deutschlehrkräften und motivierten Schülern.


Oberstleutnant Andre Hastenrath, stellvertretender Kommandeur der deutschen Brigade, zeigte sich erfreut über das positive Bild der Deutschen und sah darin viele seiner eigenen Werte wie Ordnung und Disziplin widergespiegelt. Er lobte die enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Litauen.


Audronė Gurinskienė, Leiterin des litauischen Büros der AHK, verwies darauf, dass in Litauen rund 1.000 deutsche Unternehmen aktiv seien, die über 25.000 Arbeitsplätze geschaffen hätten. Die Direktinvestitionen aus Deutschland belaufen sich auf rund sechs Milliarden Euro. Deutsche Sprachkenntnisse seien in der litauischen Wirtschaft sehr gefragt, allerdings herrsche hier ein großer Mangel. Deshalb müsse das Deutschlernen intensiv gefördert werden.


Nijolia Buinovskaja, stellvertretende Leiterin des Goethe-Instituts in Vilnius, dankte für die Umfrage und verwies auf eine positive Entwicklung: In diesem Jahr haben sich 34 Prozent der litauischen Sechstklässler für Deutsch als zweite Fremdsprache entschieden (im Vorjahr: 16 Prozent). Dennoch bleibe die Unterrichtsintensität zu gering, sodass viele Schüler keine ausreichenden Sprachkenntnisse erwerben. Die litauische Bildungspolitik stehe hier vor Reformbedarf.

 

Fazit:

Die Umfrage „Deutschland mit den Augen der Litauer“ zeigt: Das Bild Deutschlands in Litauen ist außerordentlich positiv. Die Menschen wünschen sich eine noch engere Zusammenarbeit, besonders in sicherheits-, wirtschafts- und bildungspolitischen Bereichen. Die Deutschkenntnisse bleiben ein Schwachpunkt, bieten aber gleichzeitig enormes Potenzial – sowohl für die Gesellschaft als auch für die bilateralen Beziehungen.

 
 
bottom of page