top of page

Mein erster Monat als Praktikant beim Deutschen Kulturinstitut Tartu

Zwischenbericht September 2024; Tom Teske


Ende August empfing mich die altehrwürdige Universitätsstadt und Kulturhauptstadt Europas 2024 Tartu, welche ab diesem Zeitpunkt mein neues Zuhause für die nächsten acht Wochen sein sollte. Direkt auf den ersten Blick fühlte ich mich wieder wohl in Tartu, welches ich schon aus zwei Besuchen im letzten Jahr kannte. Die zahlreichen netten Cafés und Bars, gepaart mit gut erhaltener bzw. restaurierter Architektur aus verschiedenen Epochen der wechselseitigen Geschichte der Stadt am Emajögi sorgen zusammen mit den vielen Studenten, für den besonderen Charme, den die Stadt für mich ausstrahlt. Dieser spiegelt sich auch im Gebäude des Deutschen Kulturinstitutes (DKI) wider, das in einer herrschaftlichen Villa im Heimat-, und Jugendstil, dem ehemalige Quartier der deutsch-baltischen Studentenverbindung „Neobaltia“, beheimatet ist. Der Name „Neobaltia“ sollte mir im weiteren Verlauf meines Praktikums noch häufiger begegnen, aber dazu später mehr. Nun waren die ersten Tage meines Praktikums noch etwas ereignisarmer, als das, was folgen sollte. Dies lag daran, dass zunächst das Gebäude des DKI für einige Tage an das Dramafestival, ein Event des Kulturhaupstadtprogramms, vermietet war und dort nicht gearbeitet werden konnte. Stattdessen habe ich einige Homeofficeaufträge erhalten, wie z.B. die Vorbereitung eines Sprachcafés für Deutschlerner in Tartu. Als es dann so richtig losging, wurde ich eingeführt in die vielseitige Arbeit des DKI. Das DKI veranstaltet regelmäßig Kulturveranstaltungen und Workshops um Esten in Kontakt mit deutscher Sprache und Kultur zu bringen oder Deutschen in Tartu die Möglichkeit zu bieten, der alten Heimat ein Stück näher zu sein. Außerdem verfügt das DKI über Bibliotheksräumlichkeiten mit einer interessanten Auswahl deutscher Literatur sämtlicher Genres, von Kotzebue bis Langenscheidt. Deutsch-baltische Literaten wie August von Kotzebue oder Garlieb Merkel waren auch prägende Figuren, während dem zweitätigen Symposium der germanistischen Fakultät der Uni Tartu über Deutsch-Baltische Reiseliteratur, welchem ich zusammen mit meiner Chefin beiwohnen durfte. Die teils sehr interessanten Vorträge bildeten eine gute Möglichkeit um mein Wissen rund um die Geschichte des Baltikums im Bezug auf die Deutsch-Balten und die Präsenz der deutschen Sprache, auch in Tartu, zu erweitern. Mitte September führte ich dann schließlich auch den ersten Termin meines Sprachcafés durch, welcher sich vor allem mit den Vor-, und Nachteilen des Titels der Kulturhauptstadt Europas auseinandersetzte. Vor allem in Bezug auf Tartu, aber auch auf die deutschen Beispiele in der Vergangenheit. Neben dem thematischen Austausch hatten wir in einer gemütlichen Runde auch die Möglichkeit über diverse andere deutsch-estnische Themen ins Gespräch zu kommen. Der kulturelle Austausch macht mir großen Spaß, so auch bei Fernsehabenden mit meiner estnischen Gastfamilie oder im Austausch mit Studenten der Universität Tartu. Am nächsten Tag habe ich dann, in Abstimmung mit meiner Chefin, den Weg nach Tallinn auf mich genommen, um dort meine erste Veranstaltung des DBJW, dem Digi-Früstück mit der Österreichischen Botschaft, teilzunehmen. Auch das war ein voller Erfolg mit einigen netten Gesprächen und neuen Kontakten. Anschließend habe ich mir, auf Empfehlung des österreichischen Botschafters, einen Spaziergang zum Schloss Kadiorg und zum nahegelegenen Ostseestrand nicht nehmen lassen. Neben der Vor- und Nachbereitung einiger Veranstaltungen war in den letzten Wochen auch noch die Rede vor einer vollen Aula einer Tartuer Schule ein Highlight für mich. Dort konnte ich estnischen Schulkindern anlässlich des Europatages einen Einblick in meine persönliche Leidenschaft des Sprachenlernens geben und sie hoffentlich ein bisschen motivieren auch im Unterricht der „saksa keel“ (Deutsche Sprache) nicht allzu schnell aufzugeben. Dieser Besuch in der Schule im schönen Stadtteil Karlova sollte nicht mein letzter sein. Auch diese Woche war ich wieder dort und habe zusammen mit meiner Chefin Deutschunterricht für siebte Klassen gegeben. Das hat richtig Spaß gemacht und als Dank erhielt ich sogar einen Lolly von einem Jungen, wurde umarmt und nach Fotos gefragt. Abseits davon beschäftigt der Name „Neobaltia“ meine Chefin und mich schon seit einigen Tagen, da wir fleißig Wahlkampf betreiben. Überall in der Stadt werben wir für Stimmen für das Projekt des DKI „Neobaltia Sommergarten“ bei der anstehenden Wahl zur Vergabe des Bürgerbudgets der Stadt Tartu, denn nur wer über 1000 Stimmen erreicht, hat eine Chance auf Förderung. Das DKI möchte das eigene Haus komplett machen, in dem der Garten im Jugendstil rekonstruiert wird, damit dort zukünftig auch Platz ist für Kultur und nicht nur für Laub und Autos. Bis jetzt bin ich hochzufrieden mit dem Praktikum beim DKI Tartu und freue mich auf die verbleibende Zeit in Estland, welches sich, nach einem goldenen September mit teils 26 Grad allmählich immer mehr von seiner herbstlich-kühlen Seite zeigt, die ich vergangenes Wochenende auch schon auf einer Wanderung durch estnische Wälder bei der nahegelegenen Kleinstadt Elva genießen konnte. Nochmals möchte ich mich bei der Deutsch-Baltischen Zukunftsstiftung für die Förderung meines Aufenthalts bedanken, ohne welche ich nicht hier sein könnte.

 

Herbstliche Grüße aus Tartu,

 

 

Tom Teske

bottom of page